Wie man mit schwierigen Menschen umgeht: 5 Lehren des Taoismus

Gepostet am 30 January, 2019

Yvonne Schulze

Redaktion

Vielleicht hat der ein oder andere bereits etwas von Taoismus bzw. Daoismus gehört. Es ist eine chinesische Philosophie und Weltanschauung und wird dort sogar als eigene Religion angesehen. Der Taoismus hat China wesentlich geprägt. Die Philosophie basiert auf der Einheit zwischen dem Menschen und dem Universum. Alles ist laut dem Taoismus im Wandel und es gibt im Kosmos nichts, was fest ist. Alles im Leben „fließt“ sozusagen, nichts ist fix und ein sich ständig verändernder Prozess. Es ist das Ziel, innere Gelassenheit und Gleichmut zu erlangen aber gleichzeitig eine innere Kraft zu projizieren. Der Taoismus hält noch viele weitere Lehren bereit, doch hier gehen wir nun auf fünf davon ein, die dabei helfen, mithilfe von daoistischen Prinzipien besser mit schwierigen Menschen im Alltag umzugehen.

1. Leere deine Tasse – Löse deine negativen Gefühle und erhalte deine Gelassenheit

Der Gründer des Kampfkunststils „Jeet Kune Do“ und Philosoph Bruce Lee sagte einst: „Die Leere ist der Startpunkt. Deshalb lass deine Vorurteile und fixen Ideen los und bleibe neutral. Weißt du, warum diese Tasse nützlich ist? Weil die leer ist.“

Dabei meint er nicht nur, dass Tassen gut sind, wenn sie leer sind, sondern dass wir selbst versuchen sollen neutral zu bleiben, wenn wir es mit Menschen zu tun haben, die uns auf die Palme bringen wollen, indem sie ihre negativen Emotionen an uns auslassen. Menschen, die einem den Tag vermiesen, lösen natürlich Gefühle wie Wut, Stress und eine Unausgeglichenheit in uns aus. In so einem Fall ist es wichtig, einfach ruhig zu bleiben. Es ist besser, so wenig wie möglich zu reagieren und sich nicht von den negativen Energien beeinflussen und mit hineinziehen zu lassen. Impulsives Handeln ist hier oft die falsche Entscheidung, denn man könnte Dinge sagen, die man später bereut. Besser ist es, innezuhalten und tief einzuatmen und eine Distanz zur Situation einzunehmen. So kann man seine Worte aus einer etwas weniger starken subjektiven Perspektive wählen und diplomatischer handeln. Es ist sinnvoller, sich mit der unangenehmen Situation auseinanderzusetzen, wenn man selbst ruhiger und neutraler ist. Auch wenn das manchmal bedeutet, von der Situation selbst vorerst Abstand zu nehmen, sich höflich davon zu entschuldigen und möglichst zeitnah dann zu lösen. Dank der Selbstkontrolle kann man entspannter aus der Situation herausgehen und mit seinem täglichen Leben unbeirrter weitermachen.

2. Betrachte es von beiden Seiten – Wechsle von reaktiv zu proaktiv

Es ist üblich, nur seine eigene Seite der Geschichte zu kennen und sich kaum bis gar nicht für die andere Seite zu interessieren. Missverständnisse, Streit und Kommunikationsprobleme sind da vorprogrammiert, weil man nur seine Sicht der Dinge sehen will. Ein Mensch handelt und denkt aus bestimmten Gründen, die für uns meistens nicht gleich klar ersichtlich sind. Es hilft, sich selbst zu fragen: „Warum könnte diese Person nun auf diese Weise gehandelt haben und was könnte sie dazu bewegt haben? Hat diese Person vielleicht mit Umständen zu kämpfen, die mir selbst unbekannt sind?“ Beende innerlich den Satz: „Es kann nicht leicht sein, wenn …“ z. B. „Mein Chef verlangt so viel von mir, aber es kann auch nicht leicht sein, dem Druck und den Erwartungen von allen zu genügen in so einer hohen Managementposition“. Diese Methode hilft, sich in andere Personen und ihre Situationen hineinzuversetzen und ihre Lage besser zu verstehen. So erhält man irgendwann automatisch einen ganzheitlichen und weiteren Blick für verschiedene Problematiken und Weltanschauungen in unserer Welt und kann sein Gegenüber mit mehr Gelassenheit und Verständnis gegenübertreten.

Natürlich gilt ein sich Hineinfühlen in andere Menschen nicht als Freifahrtschein dafür, dass man alles akzeptieren soll, doch es ist eine Möglichkeit, über den eigenen Horizont hinauszuschauen und besser zu verstehen, wie andere die Welt sehen und warum sie wie handeln.

3. Erlange Gleichgewicht – sei weich zu Personen, doch hart zum Thema

Immer, wenn du eine Diskussion führst, gibt es auf der einen Seite die Beziehung zu dieser Person und auf der anderen Seite das Thema, das ihr ausdiskutiert. Dabei ist es essenziell, die Person an sich und das Thema auseinanderzuhalten. Sei möglichst weich zur Person selbst, doch bleibe hart in Bezug auf das diskutierte Thema. Ein einfaches Beispiel wäre: „Ich bewundere deine Arbeit in diesem Projekt und finde es toll, wie du das alles bisher gemeistert hast, doch da gibt es noch ein paar Punkte, die wir dazu besprechen und noch einmal überarbeiten sollten.“

Sei verständnisvoll und positiv zur Person selbst. So sind sie offener und hören lieber zu, was du zu sagen hast. Das ist eine gute Methode, um taktvoll und respektvoll seine Kritik zu äußern. Gleichzeitig kann man das Thema hart anpacken und versuchen, das beste daraus herauszuholen und etwaige Probleme zu lösen.

4. Sei wie Wasser –nutze einen angemessenen Humor

„Nichts in der Welt ist so weich und nachgiebig, wie Wasser. Nichts kann es übertreffen, um das Harte und Unflexible aufzulösen.“

Lao Tzu, der Gründer des Taoismus, wollte damit ausdrücken, dass man im Leben so flexibel und anpassungsfähig sein sollte wie Wasser. Dazu gehört, dass man in bestimmten Situationen flexibel und angemessen reagieren kann. Ein mächtiges Werkzeug hierfür ist der Humor. Damit kann man in Gesprächssituationen das Eis brechen oder sich gegebenenfalls mit einem passenden Witz aus unangenehmen Situationen befreien. Ein Beispiel wäre, wenn eine Person eine andere fragt, wie es ihr geht, doch diese die Frage ignoriert. Eine humorvolle Reaktion darauf wäre „So gut also?“ In einem freundlichen, gelassenen und humorvollen Ton kann so etwas das Eis brechen und zu einem netten Gespräch führen. Wichtig ist dabei, sich nicht zu schnell persönlich verletzen zu lassen und den Humor auch angemessen in den richtigen Situationen einzusetzen, damit unter Umständen niemand beleidigt wird. Humor, der taktvoll eingesetzt wird, hat die Macht andere verbal zu entwaffnen, Konflikte zu lösen und schwieriges Verhalten von anderen Leuten zu sogar zu reduzieren.

5. Nutze deine Kraft, wie der Bambus es tut

Hier wird der Bambus als Metapher hergenommen. Diese Pflanze besteht aus langen Rohren, die weit nach oben wachsen. Der Wind lässt diese dann hin und her schwingen und übt Macht auf den Bambus aus. Doch der Bambus wird immer stärker und kann dem Wind so immer besser standhalten. Aus dieser Metapher können wir lernen und danach handeln. Werden wir von anderen Menschen in die Enge getrieben, können wir versuchen, daraus einfach noch stärker hervorzutreten. Der Bambus ist flexibel und schöpft seine Kraft daraus. Wird er gebeugt, bekommt er dadurch immer mehr Kraft und verändert sich dadurch. In Bezug auf die menschliche Beziehung ist die mentale Kraft und nicht die körperliche Kraft gemeint.

Um nun mit etwas schwierigeren Personen besser umgehen zu können, können diese Tipps aus dem Taoismus helfen. Diese sind allgemeine Faustregeln und Anregungen, deshalb helfen möglicherweise nicht alle Tipps in jeder Situation. Besonders der Einsatz von Humor sollte zunächst etwas geübt werden. Doch man kann die für sich relevanten Aspekte herausholen und auf seine Situation angepasst nutzen. So können wir bessere Kommunikationsfähigkeiten und mehr innere Gelassenheit und Ruhe erlangen. Das bedeutet letztendlich natürlich auch weniger Stress und folglich ein körperlich und psychisch gesünderes Leben. Wendet ihr manche dieser Methoden bereits an oder gibt es sonstige Erfahrungen mit dem Umgang mit schwierigen Menschen, von denen ihr berichten möchtet? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Kommentare: