Anti-Mobbing-Trainer klärt über das Kernproblem von Mobbing auf
Gepostet am 07 February, 2019
Ein Experte in Sachen Mobbing gibt Einblicke, wie es hierzulande wirklich zugeht. Auslöser der aktuellen Debatte ist der kürzliche Tod eines erst 11-jährigen Mädchens, welche in Berlin zur Schule ging. Aufgrund von Mobbing seitens ihrer Mitschüler nahm sich die Fünftklässlerin aus Verzweiflung sogar das eigene Leben. Ein 47-jähriger Mann namens Carsten Stahl klärt über das Kernproblem des Themas auf, nennt wichtige Zahlen und Fakten und gibt Ratschläge für mögliche Auswege.
@Foto: Symbolbild (iStock)
Carsten Stahl hat bereits reichlich Erfahrung zum Thema Mobbing gesammelt. Er arbeitet seit fünf Jahren als Anti-Mobbing-Trainer und klärt die Bevölkerung auf seinen Veranstaltungen mit Zahlen und Fakten sowie Lösungsansätzen über das große Gesellschaftsproblem auf. Der Berliner hat bereits 41 Tausend Kinder und Jugendliche zum Thema geschult und kam durch Befragungen zu dem Schluss, dass 15 bis 25 Prozent der Schüler schon einmal daran gedacht hätten, sich selbst das Leben zu nehmen. Es sollen auch schon 90 Prozent der Schüler selbst gemobbt worden sein. Ebenso 90 Prozent wären Täter oder Mittäter. Es gibt aber auch noch eine dritte Fraktion bei diesem Thema. Und zwar die Mitschüler, die nichts tun und nicht einschreiten, wenn es zu Gemeinheiten gegenüber einem Mitschüler kommt. Hier sind es auch 60 bis 70 Prozent. Man erkennt also, dass eine Person sowohl Opfer, also auch Täter sowie tatenloser Zuseher in den verschiedenen Situationen gleichzeitig sein kann.
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Der Experte geht davon aus, dass allein in Deutschland jeder zweite Tag ein Kind an den Folgen zu Tode kommt. Er selbst wäre bereits auf insgesamt sechs Beerdigungen davon gewesen. Carsten Stahl betont dabei das Kernproblem, dem besondere Aufmerksamkeit gegeben werden sollte. Es ist laut ihm in den Schulen normal, dass die Problematik des Mobbings an sich runtergespielt wird, nur um den Ruf der eigenen Schule zu schützen. Man wolle nicht zugeben, dass ausnahmslos jede Schule damit zu kämpfen hat. Leider wird das Tabuthema vonseiten der Politik kaum zum Gesprächsthema gemacht. In Deutschland sind speziell in Bezug auf Cyber-Mobbing laut Statistik vermehrt Kinder betroffen, die sich im Altersbereich von 14/15 Jahren befinden und eine Hauptschule oder Realschule besuchen. Generell ist Mobbing aber ein Thema in allen Schulaltersklassen.
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Doch der Anti-Mobbing-Trainer nennt auch wichtige Gegenmaßnahmen, um das Gesellschaftsproblem besser in den Griff zu bekommen. Dazu gehört eine umfassende Schulung von Lehrern und Sozialarbeitern. Auch wären Präventionsprojekte mit entsprechenden Experten nötig und eine engere Zusammenarbeit der Experten von außen mit den Sozialarbeitern an den Schulen und den Lehrern. Dafür ist es auch notwendig, dass die Politik Geld investiert. Auch die Eltern sind dazu aufgefordert, ihren Kindern gut zuzuhören und auf Alarmsignale zu achten. Das wären zum Beispiel Ess- oder Schlafstörungen. Bei einem Verdacht ist es wichtig aktiv zu werden, die Schule davon in Kenntnis zu setzen und hartnäckig zu bleiben, wenn diese nicht wirklich reagiert. Eine weitere Lösung wäre es dann, andere Anlaufstellen aufzusuchen.
Mobbing ist ein ernstzunehmendes Thema und sollte niemals ignoriert werden. Weder bei Kindern noch bei Fällen im Erwachsenenalter wie zum Beispiel am Arbeitsplatz. Die Psyche leidet immens darunter und jeder nimmt die Gewalt, die einem dabei angetan wird, unterschiedlich wahr. Die Folgen sind gravierend und wir werden schneller selbst zum Opfer, Täter oder auch Beobachter, als wir glauben. Habt ihr Erfahrungen zu diesem Thema gemacht und weitere Vorschläge für Maßnahmen, die Betroffenen helfen können?