Schlafforschung ist für Schulbeginn ab 9:00 Uhr
Gepostet am 15 February, 2019
Maria Steingass
Redaktion
Besonders in der Winterzeit ist es noch stockdunkel, wenn die Schüler sich in die Schule aufmachen. Dabei leiden sie unter erhöhter Müdigkeit und kommen erst im Laufe des Vormittags in die Gänge. Besonders in der ersten Schulstunde fällt es vielen schwer, sich zu konzentrieren. Schlafforscher haben dafür auch eine gute Erklärung und plädieren auf einen späteren Schulbeginn.
@Foto: Symbolbild (iStock)
Das frühe Aufstehen ist für viele Schüler eines der anstrengendsten Dinge, die mit der Schule zusammenhängen. Besonders in den ersten Schulstunden klagen sie über Müdigkeit und Konzentrationsprobleme. Dafür gibt es auch einen wissenschaftlich erforschten Grund. Für Schüler gilt ein Schlafrhythmus, der noch etwas verschoben ist, im Gegensatz zu dem Rhythmus von Erwachsenen. Der Direktor des Senckenbergischen Chronomedizinischen Instituts in Frankfurt Horst-Werner Korf meint, dass vor allem männliche Jugendliche ein Schulbeginn um acht Uhr belasten würde. Auch Alfred Wiater, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, betont, dass der ideale Unterrichtsbeginn um neun Uhr wäre und bezeichnet den frühen Start als „problematisch“.
Horst Werner Korf kritisiert, dass trotz Drängen von vielen Experten sich hierzulande noch nichts an der Zeit für den Beginn der Schule geändert hat. In erster Linie sind Schüler im Teenageralter betroffen. Kinder, die noch in der Grundschule sind, hätten weniger Probleme mit dem frühen Aufstehen. Korf, der sich mit der Wissenschaft der inneren Uhr intensiv beschäftigt hat, betont die Existenz von zwei Gruppen, den „Lerchen“ und den „Eulen“. Jüngere Kinder sind laut ihm eher „Lerchen“, also Frühaufsteher und Teenager mehr „Eulen“, die Schwierigkeiten haben morgens aufzustehen und nachtaktiver sind. Für diese Gruppe ist es kontraproduktiv, wenn die Schule bereits um acht Uhr beginnt, da dies nicht ihrer inneren Uhr und ihrem natürlichen Schlafrhythmus entspricht. Die Folge ist zu wenig Schlaf, was auch zur Verringerung der Leistungsfähigkeit führt. Bereits eine halbe Stunde weniger Schlaf soll ein Leistungsdefizit von ungefähr 30 Prozent verursachen. Laut Korf sei es auch nicht möglich, dass wir unsere biologische innere Uhr langfristig umtrainieren können.
Obwohl man in der Politik nichts an den Schulbeginn-Zeiten ändern zu wollen scheint, gibt es aber dennoch ein paar Möglichkeiten, die von den Schulen und Lehrern umgesetzt werden können. Ein Beispiel ist, dass wichtige Tests nicht auf die ersten Unterrichtsstunden angesetzt werden. Stattdessen könnte man sich darauf konzentrieren, die Prüfungen auf eine Zeit zu legen, in der die Schüler sich nachweislich besser konzentrieren können, was laut Forschern von 10:00 bis 10:30 Uhr bei beiden Schlaftypen der Fall wäre. Das würde unter Umständen sogar zu besseren Noten führen und den Schulalltag für Schüler und auch für Lehrer erleichtern.