Cohousing-Trend: Zusammenleben mit Freunden als Alternative zum Pflegeheim

Gepostet am 15 February, 2019

Tom Emrich

Redaktion

Ein Pflegeheim fühlt sich teilweise schon wie ein Krankenhaus an. Überall schwirrt Pflegepersonal herum und die Senioren fühlen sich in der steril wirkenden Umgebung mit Fremden Menschen oft isoliert und einsam. Das Konzept des traditionellen Pflegeheims könnte jedoch bald überholt sein, denn es gibt bereits eine Alternative, die sich „Cohousing“ nennt. Hier lebt man anstatt in einem großen Altersheim, in einer WG mit Freunden zusammen.

@Foto: Symbolbild (iStock)

Cohousing nennt sich das inzwischen nicht mehr ganz so neue Konzept einer Wohngemeinschaft, in der ältere Menschen zusammenleben können. Im Gegensatz zum klassischen Pflegeheim bietet es zahlreiche Vorteile für die Senioren, aber auch für ihre Angehörigen. Zu den Wichtigsten zählen eine bessere Lebensqualität, weniger finanzielle Kosten und eine Risikoverringerung.

Das Prinzip besteht aus dem Zusammenleben von älteren Menschen, die sich in Wohngemeinschaften im Alltag gegenseitig unterstützen können. Hierbei sollen freundschaftliche Bindungen entstehen oder bereits vor dem Zusammenziehen vorherrschen. Der Trend soll auch immer beliebter werden. Diese alternativen Wohngemeinschaften mit Freunden können auch ein wenig mit Studentenwohnheimen verglichen werden. Nur, dass die Altersgruppe der zusammenlebenden Menschen eine andere ist. Auch eine Infrastruktur wie ein Fitnessraum, Garten und eine Bibliothek sind möglich. Ein großer Vorteil dabei ist es, dass die Menschen ihr Zimmer nicht teilen müssen, wie es bei vielen Altersheimen der Fall ist, sondern einen eigenen privaten Raum oder sogar Wohnung haben, um sich zurückzuziehen. Gleichzeitig teilen sie sich die nähere Umgebung aber mit Freunden im ähnlichen Alter, sodass soziale Kontakte nicht zu kurz kommen sowie die Gefahr der Vereinsamung minimiert wird. Es kann besonders für ältere Personen belastend sein, wenn sie mit fremden Mitbewohnern, teilweise im selben Zimmer, in einem Pflegeheim zurechtkommen müssen. Der Mittelweg wäre hier bei Freunden einzuziehen, die selbst entscheiden können, mit wem sie zusammenleben möchten. Die Verantwortung und Kontrolle liegen bei den Senioren selbst. Medizinische Fachkräfte und Pflegepersonal können dann in den Wohngemeinschaften vorbeikommen.

@Foto: Symbolbild (iStock)

Dieses Konzept ist nicht neu. Bereits in den 60er Jahren entwickelte man in Dänemark diese Art des Zusammenlebens und in den USA konnte man schon ende der 80er Jahre solche Kommunen finden. Aktuell scheint sich der Trend weiter auszubreiten, auch aufgrund eines erhöhten Bedarfs an betreutem Wohnen, weil es immer mehr ältere Menschen gibt, die nicht mehr ganz allein leben können.

Doch Pflegeheime können unter Umständen eher belastend sein, da sie krankenhaus-ähnlich wirken und in der Regel fremde Menschen auf engem Raum zusammengewürfelt werden. Senioren können dabei sogar vereinsamen, fühlen sich isoliert oder bekommen im schlimmsten Fall sogar Depressionen. In einer Cohousing-Wohngemeinschaft genießen ältere Menschen ihr Leben gemeinsam normalerweise mit Freunden, was wesentlich zur emotionalen Gesundheit beiträgt. Gemeinsame Aktivitäten fördern ihre Bindungen zueinander, wie beispielsweise Gesellschaftsspiele, gemeinsames Kochen, gärtnern oder sogar reisen. Sie unterstützen sich gegenseitig und teilen auch Tipps, Wissen und Erfahrungen miteinander. Sie nehmen aktiv am Leben teil, stärken ihren Gemeinschaftssinn und übernehmen Verantwortung füreinander. Dadurch, dass sich Menschen in so einer Kommune gegenseitig unterstützen und helfen, motiviert es sie auch dazu, sich körperlich mehr zu bewegen und geistig fit zu bleiben, da sie sich mehr austauschen und gegenseitig zu Bewegung und Aktivitäten motivieren. Das geht alles leichter, wenn man befreundet ist und sich seine Mitbewohner weitestgehend selbst aussuchen kann. Zudem hat man als Senior in einer Cohousing-Gemeinschaft mehr Kontrolle über das eigene Leben, als im Altersheim. Das Leben in eigenen Zimmern oder sogar Wohnungen bietet Freiheit, aber auch Sicherheit, wenn gleich nebenan weitere gleichgesinnte Leute leben. Ein weiterer Unterschied zum klassischen Pflegeheim zu Cohousing-Wohngemeinschaften sind die verminderten Kosten. Pflegeheime können für die betroffenen Menschen und auch für ihre Angehörigen sehr teuer werden. In einer Wohngemeinschaft teilen sich die einzelnen Bewohner die Betriebskosten, Miete und sonstigen Kosten untereinander auf und bieten oft eine günstigere Alternative. Auch in einem Cohousing-System sind regelmäßige Gesundheitschecks möglich, die Mitbewohner geben aufeinander acht und merken durch die vielen gemeinsamen Aktivitäten schnell, wenn jemand Hilfe benötigt. Falls einige Mitbewohner mehr Pflege im Alltag, als nur die von Freunden benötigen, kann Pflegepersonal engagiert werden, die je nach Bedarf öfters vorbeikommen. Diese können sich die Senioren selbst aussuchen.

Die Alternative Cohousing birgt viel Potenzial die Unterbringung der Zukunft für ältere Menschen zu sein. Im Gegensatz zum üblichen Altersheim bietet es den Menschen mehr Unabhängigkeit, Freiheit, Privatsphäre, Lebensqualität und verhindert Isolation und Einsamkeit. Die körperliche und emotionale Gesundheit bleibt besser erhalten, auch durch den Kontakt mit Freunden im ähnlichen Alter. Es lohnt sich bestimmt, sich dieses System genauer anzusehen und zu überlegen, ob dies eine bessere Art zu zohnen für seine Angehörigen oder auch für sich selbst in der ferneren Zukunft darstellt.

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