Das Rennen ist eröffnet. Wer wird Milliardär? Du willst auch mitmachen? Kein Problem, Du brauchst nur das Corona-Gegenmittel zu erfinden.
Schon klar, dass man den Corona-Impfstoff nicht aus dem Chemiekasten zaubern kann. Dafür braucht es mehr. Als erstes Geld, viel Geld, zweitens Zeit und drittens eine Zulassung, die es erst nach einer langen Kette von Tests gibt. Wer also erst am Anfang steht, hat bereits verloren.
Heute kennt man über 200 Viren, von denen mehrere Dutzend krank machen können. Allerdings gibt es nur für rund 20 Viren einen Impfstoff, wovon lediglich 10 Impfstoffe zugelassen sind. Warum nur so wenige?
Es ist ein teures Roulettespiel für Pharmaunternehmen an Impfstoffen zu forschen. Zum Teil vergehen Jahrzehnte zwischen der Entdeckung eines Virus und dem ersten Mittel. Ein riskantes Unterfangen, wenn dann niemand krank wird und die Firmen auf ihren Forschungskosten von mehreren Millionen Euro/Dollar/Franken sitzen. Wer also glaubt, dass Viren absichtlich von Pharmaunternehmen verbreitet werden, um die Kosten wieder einzuspielen, der täuscht sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. Das gehört ins Reich der Verschwörungstheorien. Hoffen wir zumindest.
Aber bleiben wir bei der Realität. Im Moment brennen die Lampen in den Laboren der Pharmaunternehmen auch in der Nacht. Und können schon erste Erfolge verzeichnen. Ein Grund zum Jubeln und die Atemmasken runterzureissen? Noch nicht.
Schweizer Forschern ist es zwar gelungen, einen Klon des Corona-Virus zu isolieren, und so die Basis für Tests zu liefern. Doch das ist noch kein Impfstoff. Davon ist man weit entfernt.
Zurzeit machen Pharmaunternehmen im Grunde das, was man auch selbst machen würde, wenn man sich einen Virus eingefangen hat. Man guckt im Medikamentenschränkchen, ob es was passendes dagegen gibt. Das US-Unternehmen Abbvie hat tatsächlich etwas, das zurzeit in chinesischen Zentren klinisch getestet wird. Es handelt sich dabei um das Aids Medikament Kaletra, das seit 2000 zugelassen ist. Besonders interessant sind dabei die Wirkmoleküle Lopinavir und Ritonavir. Lopi was und Rito wer? Nicht so wichtig.
Vielleicht ist ja der Corona Killer ein anderer Wirkstoff: Remdesivir zum Beispiel. Der Haken: Das Mittel des grössten Antiviral-Herstellers der Welt, dem US-Biotechkonzerns Gilead ist noch nicht zugelassen, wurde aber bereits als Wirkstoff gegen Ebola getestet.
Hoffnung macht vor allem der experimentelle Wirkstoff Galidesivir, der vom Biotechunternehmen Biocryst Pharmaceuticals entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um einen regelrechten Viren-aller Art Killer, dem Chuck Norris unter den Wirkstoffen. Er soll mit einem Roundhouse-Kick gleich mehrere Viren auf die Bretter schicken können: von Ebola, Marburg, Gelbfieber bis hin zu Zika-Infektionen.
Auch ein deutsches Unternehmen, das Tübinger Start-up Atriva, könnte mit ihrem Wirkstoff, der das Wachstum von Zellen blockiert, erfolgreich sein. Dumm nur: Das Atriva-Produkt befindet sich noch in einer sehr frühen Phase der klinischen Tests. Vielleicht reicht es dann ja für die nächste Pandemie.
Auch andere verfolgen den Ansatz der Antikörper. Beim Antikörper handelt es sich nicht um den Winterspeck im Frühling, sondern um eine spezielle Klasse an komplizierten Eiweisswirkstoffen, die das menschliche Immunsystem nutzen, um schädliche Substanzen und Mikroorganismen zu eliminieren. Antikörper bieten die Möglichkeit, sehr präzise an bestimmten Oberflächenmolekülen von Viren anzudocken, sie dadurch zu blockieren und für das Immunsystem angreifbar zu machen. Alles klar?
Vielleicht hilft gegen das Corona-Virus tatsächlich nur eines: Essigsocken. Bis jetzt hat das Hausmittel noch jedes Fieber gesenkt, pflegte Oma jeweils zu sagen. Das Problem wird sein, das in klinischen Tests zu beweisen.